Ökologie — alles gar nicht so einfach…

Ich habe schon in früheren Artikeln erwähnt, dass ich bei Wycliffe das Thema Ökologie «platzieren» will. Nun war ich letzte Woche ja in Kenia, um an der Sitzung des Vorstands von Wycliffe International teilzunehmen. In diesem Gremium hocken zehn Leute aus zehn Ländern (je zwei aus Amerika (Nord und Süd), Europa, Afrika, Asien und dem Pazifik). Internationaler als das kann man kaum sein :-).

Nach den Diskussionen mit europäischen Kollegen und einem unterstützenden Entscheid von ihnen habe ich ein kurzes Dokument verfasst, das in Kenia als Diskussionsgrundlage diente. Ich war positiv überrascht davon, wie gut die Sache aufgenommen wurde. Das Thema ist platziert, der Vorstand hat sich einstimmig dafür entschieden; es wird sich etwas bewegen.

Aber etwas hat mich wirklich erstaunt, und dafür will ich ein wenig ausholen: Ich war schon immer irgendwie «grün angehaucht», aber so richtig «eingefahren» ist mir das Thema bei der letzten Vorstandssitzung, die wir im vergangenen November in Texas hatten. Wir begannen jeden Tag mit einer kurzen Gebetszeit. An einem Morgen beteten wir in kleinen Gruppen zu irgendwelchen Themen, die in unseren Ländern gerade aktuell waren. Der Kollege aus Taiwan sagte spontan «Climate Refugees», die Dame aus Bangladesh stimmte dem energisch zu, und ich fragte mich, was Klimaflüchtlinge genau seien… (wer dazu mehr lesen möchte, kann diesen Artikel anschauen; englisch). — Danach sagte ich mir: Wir sind eine internationale Organisation, in der ziemlich viel in der Welt herumgeflogen wird; ich hocke im Vorstand und könnte also etwas bewegen. Was ich seither auch versuche.

Jedenfalls: Es waren zwei Vertreter aus dem «globalen Süden», die mich neu auf das Thema hinwiesen. — Vergangene Woche in Kenia meinte der Kollege aus Argentinien: Das sei alles gut und recht, aber eigentlich hätten sie (die Leute aus dem Süden) es satt, die Themen vom Norden und Westen «diktiert» zu erhalten. Sie hätten auch Themen, die zu diskutieren wären, z.B. Armut oder Korruption (das ganze Votum dauerte etwa fünf Minuten und war mit viel Emotionen an mich gerichtet…). Und der Pastor aus den Philippinen meinte, das stimme völlig; er verstehe durchaus, dass wir im Norden und Westen bezüglich Ökologie etc. ein schlechtes Gewissen («mea culpa») hätten, aber eben, es gäbe auch noch andere Themen…!

Für mich war das ein Augenöffner. Natürlich habe ich von solchen Meinungen schon gelesen (Kopenhagen etc.). Aber hier konnte ich es ein wenig nachvollziehen. Diese Kollegen, die ich wirklich schätze und mag, die bei der Abstimmung ja auch dafür waren, dass Wycliffe in dieser Hinsicht etwas unternimmt, die finden also, es gäbe viele andere und ähnlich wichtige Themen. — Inwiefern ist es westliche Prägung, dass wir Ökologie wichtig finden? Inwiefern hat das tatsächlich mit Schuldgefühl zu tun? Inwiefern ist es Ausdruck von Wohlstand, dass wir uns damit überhaupt befassen können?

Ein Gedanke zu “Ökologie — alles gar nicht so einfach…

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