Mission und Individualismus

Missionsgeschichte ist über weite Teile die Geschichte über bemerkenswerte Leistungen bemerkenswerter Individuen: David Livingston, Wiliam Carey, Hudson Taylor, vielleicht sogar Albert Schweitzer oder Cameron Townsend. – Was fällt auf?

  • Das sind alles Männer. Natürlich gab und gibt es auch einflussreiche Frauen (im Grunde ist es sogar äusserst eigenartig, dass die gleichen Frauen, die hierzulande in Gemeinden oft keine Verantwortung übernehmen durften, auf dem Missionsfeld die Hauptlast trugen – und dies teils immer noch tun!)
  • Das sind alles Leute mit weisser Haut. Von den unzähligen einheimischen Gemeindeleitern, Evangelisten usw. usf. liest und hört man nichts, obwohl diese teils unter grössten Entbehrungen ihren Nachbarn ein lebendiges und verständliches Zeugnis gaben und waren.
  • Das sind alles Individuen. Der Beitrag der einheimischen Kirche wird nicht untersucht, nicht wahrgenommen. Wie hätte sich die Arbeit der Missionare aber überhaupt entwickeln können, wenn da nicht Gemeinden entstanden wären, die ihre Dynamik entwickelten, die aktiv wurden, die einen Einfluss auf ihre Umwelt auszuüben begannen…!?

Es wird Zeit, dass wir die Missionsgeschichte neu schreiben – oder noch besser: dass unsere Geschwister im Süden ihre Geschichte der Mission erzählen.

…wobei dann allerdings ein weiteres Problem auftaucht: In welcher Sprache sollen sie das tun? Tun sie es in ihrer Muttersprache, können wir es nicht verstehen, tun sie es auf Englisch oder Französisch wird es ihnen gerade nicht möglich sein, die Geschichte so zu erzählen , wie es ihrer Situation wirklich gerecht würde. – Es gibt leider keine einfachen Lösungen…

2 Gedanken zu “Mission und Individualismus

  1. Walter 18. September 2009 / 20:14

    Echt lesenswert Deine kurz gefassten Gedankenausflüge rund um den Globus mitten ins Reich der Themen und Menschenwerke. Herzlichen Dank.

    Wer sich in den vergangenen 4 Jahrhunderten berufen fühlte als weisser Missionar (Gesandter) fremden nicht christlichen Kulturen auf anderen Kontinenten das Evangelium zu verkünden, war meist gut gebildet, finanziell priviligiert oder unterstützt und wohl etwas „abenteurbeseelt“. In ihren Biographien wurden Ehefrauen und Mütter, welche mitgelitten und mitgebetet haben zu oft vergessen.

    Jedes Jahr im Mai, am Weltgebetstag der Frauen wird derer gedacht, die unter Entbehrungen und Gefahren den eigenen Landsleuten z.B. auf Papua Neuguinea die frohe Botschaft vom Reiche GOTTES erzählen.
    http://www.mission-einewelt.de/index.php?id=872

    • wiesmann4 20. September 2009 / 14:45

      … ja, und der Frauenweltgebetstag hat letztes Jahr justement ein Projekt von Wycliffe in Papua Neuguinea unterstützt. – Hat uns natürlich sehr gefreut.

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