Bibelübersetzung „Das Buch“ kritisch beleuchtet

Inzwischen haben wir uns Roland Werners Bibelübersetzung „Das Buch“ gekauft und darin gelesen (mein früherer Post dazu). — Esther ist Theologin und aktiv in der Bibelübersetzung tätig. Hier ihre Eindrücke aufgrund des Kolosserbriefes:

„Das Buch“ hat viele geglückte Aspekte:

  • Die Einleitung: Klar, elegant und treffend!
  • Ein paar Sachinformationen werden gut im Text ergänzt; das ist besonders für Neueinsteiger hilfreich.
  • Manche kompakte Ausdrücke sind ausformuliert werden.
  • Die Sprache ist weniger ‚geistlich‘: Aus ‚Haupt des Leibes‘ wird ‚Kopf des Körpers‘.
  • Inhaltliche Zusammenhänge zwischen Versen und Abschnitten werden gut gezeigt.

Natürlich gibt es auch Dinge, die mir weniger gut gefallen, wobei kritisieren immer einfacher ist (besonders für mich, die ich berufsmässig Verbesserungsvorschläge für übersetzte Bibeltexte mache…):

  • Christus wird immer durch ‚Messias‘ übersetzt. Das macht meines Erachtens nur Sinn …
    … bei den Stellen, bei denen die Rolle des Messias als der versprochene Retter gemeint ist. Im Kolosserbrief hat aber Christus vor allem die Funktion eines Namens.
    …  für ein Publikum, das mit der jüdischen Messiaserwartung vertraut ist, und für das vielleicht der Begriff  ‚Christ‘ negativ besetzt ist.
    Wieso eigentlich für eine deutsche Übersetzung einen griechischen Titel ins Hebräisch überesetzen? Wenn man ‚Christus‘ unbedingt übersetzen will, dann würde ich ‚der Gesalbte‘ empfehlen.
  • Die bibelferneren Kreise, für die Werner schreiben möchten, müssen intellektuell doch ein recht hohes Niveau haben resp. gebildete Leser sein (viele abstrakte Formulierungen und komplexe Sätze).
  • Ein paar Lieblingswörter wie ‚erfahren‘ und ‚Wirklichkeit‘, sowie steigernde Adjektive werden an unnötig vielen Orten eingefügt.

Fazit: Lesenswert, um die Botsschaft einmal mit neuen Augen anzusehen, aber nicht emfpohlen als einzig verwendete Übersetzung.

4 Gedanken zu “Bibelübersetzung „Das Buch“ kritisch beleuchtet

  1. urmensch24 12. Oktober 2009 / 21:10

    es braucht leicht lesbare Bibelübersetzungen /-auslegungen, sonst wird die Bibel bald nicht mehr gelesen werden können! Wäre doch schade um den Inhalt, wenn er nur noch seine Rechtfertigung in der Beschäftigung der Theologen hätte!

    • wiesmann4 13. Oktober 2009 / 05:40

      Da bin ich absolut gleicher Meinung! Das Kriterium „leicht lesbar“ ist für den „Normalverbrauch“ notwendig und ist bei „Das Buch“ recht gut gelungen (obwohl mir persönlich die Sätze manchmal zu verschachtelt sind). Es ist nicht immer leicht, „gute Lesbarkeit“ und „theologische Genauigkeit“ unter einen Hut zu bringen. Beim genannten Punkt „Messias“ wäre es aber einfach möglich gewesen.

  2. thomas wiesmann 14. Januar 2010 / 21:00

    Den hebräischen Begriff ‚Messias‘ zu wählen statt den griechi-schen ‚Christus‘ hat den Vorteil, dass man eher merkt, dass es ein Titel ist und nicht ein (Geschlechts-)Name. Deutsch ‚Gesalbter‘ ist zwar korrekt übetrsetzt, aber er wirkt ohne Kommentar unverständ-lich. ‚Salben‘ ist heute eher ein Begriff aus der Wellness Szene.

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