Wie Afrika das Christentum geprägt hat

In seinem kleinen Buch „How Africa Shaped the Christian Mind: Rediscovering the African Seedbed of Western Christianity“ beleuchtet Oden seine These, dass in den ersten Jahrhunderten nach Christus sehr viel prägende Theologie in Afrika betrieben wurde, und dass dies auch die westliche Theologie wesentlich geprägt hat („Die Christen südlich des Mittelmeers lehrten die Christen im Norden“, p.28). Mit dieser These widerspricht Oden natürlich gängigen Vorurteilen, dass der Wissenstransfer — auch (oder insbesondere) bezüglich christlichem Glauben — von Norden nach Süden stattgefunden habe, im Wesentlichen nämlich durch die Mission.

Der Name Augustinus mag noch allgemein bekannt sein, aber er dürfte nicht als afrikanischer Theologe wahrgenommen werden. Andere Namen sind uns grundsätzlich weniger im Bewusstsein: Athanasius, Origenes, Cyprian. — All diese Theologen haben in Afrika gelebt und gewirkt, insbesondere in Alexandrian und Karthago. Diese Orte seien, so Oden, stark von ihrem Hinterland geprägt wurden (Alexandria z.B. durch die Handelsbeziehungen entlang des Nils).

Oden erwähnt sieben spezifische Elemente, wo der Süden (Afrika) prägend war:

1. Die westliche Idee der Universität wurde in Afrika geboren, nämlich in Alexandria mit seiner berühmten Bibliothek.
2. Die Art, wie der biblische Text exegetisch behandelt wird, hat sich in Afrika entwickelt.
3. Afrikanische Texte prägten die ersten christlichen Dogmen (Christologie, Trinität)
4. Die Art, wie konziliarisch Entscheide gefällt wurden (z.B. Festhalten der Ergebnisse in Protokollen)
5. Die Idee der Klöster wurde in Afrika geboren.
6. Der christliche Neoplatonismus wurde wesentlich in Afrika geprägt (Anm. HW — dies ist wohl das einzige afrikanische Geschenk in dieser Liste, auf das wir gerne verzichtet hätten…)
7. Die dialektische Methode (gegründet auf typisch afrikanischen Dialogmustern)

In einem späteren Artikel will ich noch ein wenig darüber nachdenken, weshalb diese Überlegungen denn wichtig sind — auch für uns im Westen.
Mehr zu diesem Buch gibt es auf der englischen Website dazu.

[TCO-ACM]