Was ist Mission?

Am Samstag unterrichtete ich an unserer Gemeindebibelschule das Fach Missiologie. An zwei Morgen versuche ich, den Studierenden einen kleinen Einblick in dieses grundlegende und facettenreiche Thema zu geben. Am Samstag stellte ich eine mögliche Definition von Mission zur Diskussion (ein schöner Satz :-)):

 

Mission ist die Ausweitung und Vertiefung der Gemeinschaft, welche der dreieine Gott in sich hat. In der Mission lädt Gott, der schon immer da war, in diese Gemeinschaft ein, indem er Versöhnung schafft und die Menschen in eine Gemeinschaft der Anbetung zusammen führt.

Ich fragte, wie das zu ergänzen oder zu korrigieren wäre.

Jemand war sehr erstaunt, denn bei Mission gehe es doch einfach darum, Menschen das Evangelium zu erklären und zwar so, dass sie sich nachher bekehrten. Alles Andere und alles Weitere sei nicht gefragt.
Eine andere Studentin war nicht ganz einverstanden. Bei einer Ehe sei ja die Hochzeit auch nicht das Wesentlichste, sondern das gemeinsame Leben danach.

Ein wahrlich treffender Vergleich!

6 Gedanken zu “Was ist Mission?

  1. Franziska 12. Februar 2013 / 11:07

    Welch schöne und einleuchtende Definition von Mission!

  2. paulherren 13. Februar 2013 / 23:02

    Ein guter Anlass darüber mal wieder etwas nachzudenken. Danke für den Anstoss! Ich halte mir mal meine Gedanken fest:
    Deine Missions-Definition ist die johanneische. Sie deckt sich ganz stark mit der des Johannes: 1. Joh. 1, 1-4. Passt ja auch zu dir als seinem Namensbruder! Die stark eingeschränkte Bekehrungssicht greift natürlich ganz klar zu kurz. Die Entgegnung darauf ist wirklich treffend.

    Beim Nachdenken darüber standen mir spontan drei Sichtweisen zum Missionsauftrag vor Augen.
    Dann habe ich die Bibel aufgeschlagen und dies mal an den Stellen, die mir dazu durch den Kopf gingen, geortet:

    DIE ERSTE Sichtweise ist jene der Synoptiker Matthäus, Markus, Lukas jeweils am Schluss der Evangelien bzw. am Anfang der Apostelgeschichte.
    Ihr Ausgangspunkt ist die Macht und Kraft von Jesus Christus und das kraftvolle Wirken des Heiligen Geistes
    Der Auftrag: Die Völker zu Jüngern machen durch Taufe und Lehre (Matthäus). Verkündigung des Evangeliums, die zum Glauben führt. Gott sorgt für begleitende Zeichen (Markus). Weltweit Zeugen sein in der Kraft des Heiligen Geistes (Lukas).
    DIE ZWEITE Sichtweise ist die oben erwähnte Schau des Johannes: 1. Johannes 1, 1-4. Das für immer Hineingenommen-Werden in die Gemeinschaft des dreieinigen Gottes. In der vollkommenen Freude, von der Johannes am Schluss schreibt, ist für mich die Anbetung eingeschlossen.
    DIE DRITTE Sichtweise ist die des Paulus. Einerseits spiegelt sich z.B. in Römer 15, 18-21 in der Beschreibung seines Auftrags die oben erwähnte Sichtweise der Synoptiker eindrücklich wieder. Ein zweites eindrückliches Statement von Paulus finden wir in Kolosser 1, 24-29. Dort ergänzt Paulus noch durch eine im eigene spezifische Sicht: Das Ringen um die Gemeinde als Leib Christi und die geistliche Prägung einzelner Menschen. Dazu passt auch noch die starke Aussage von Galater 4, 19.

    NUN ABER ist dies natürlich keine kompakte Definition, wie wir sie gerne haben!
    Natürlich kann man daraus nun noch etwas Schlankeres schmieden.
    Grundsätzlich finde ich es aber auch gut, wenn es nicht zu kompakt und damit auch eher statisch daherkommt.
    In der dreifachen Sichtweise sehe ich die Chance einer dynamischen Sicht, wo es doch beim Missionsauftrag auch um Dynamik geht.
    Ich wechsle immer wieder den Standpunkt um die eine oder andere Sicht zu gewinnen.
    Zudem gibt es in der Erfüllung des Missionsauftrags auch verschiedene Phasen in denen die Schwerpunkte mal auf dem einen und dann wieder auf einem andern Gebiet liegen.

    Ein speziell bedenkenswerter Punkt ist übrigens noch die Tatsache, dass in Matthäus 18, 19 nicht von einzelnen Menschen, sondern von Völkern die Rede ist.

  3. paulherren 14. Februar 2013 / 08:37

    Inzwischen habe ich eine Nacht darüber geschlafen. Nun muss ich noch eine Lanze brechen für die Sicht des (Jo)Hannes:
    Der Anfang des 1. Johannesbrief und deine kompakte Definition ist ganz stark eine finale Sicht, die das, was erreicht werden soll und für ewig Bestand haben wird im Auge hat. Von daher hat diese Sicht eine besondere Stellung. Bei den anderen Sichtweisen liegt der Schwerpunkt auf dem Weg, der dahin führt.

    • wiesmann4 14. Februar 2013 / 09:46

      Herzlichen Dank, Paul, für deine so substantiellen Gedanken!
      Das Anliegen einer dynamischen Sicht gefällt mir, und sowas geht natürlich bei einer so knappen Definition verloren. Mit dieser Definition versuche ich nebst Inhalt zu liefern insbesondere auch zur Diskusssion anzuregen. Gerade weil sie so ungewohnt ist, regt sie zum Nachdenken an – dafür bist du der beste Beweis :-).
      Übrigens noch zu Johannes: Mir ist besonders auch Joh 20,21 wichtig: „Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch.“ Da sehen wir, dass der Ursprung der Mission bei Gott liegt; ER ist der erste Missionar.

  4. paulherren 14. Februar 2013 / 11:21

    Vielen Dank für deine Rückmeldung! Ja, Johannes 20, 21 gehört natürlich unbedingt noch dazu. Ein starkes Wort, das mich immer wieder berührt hat. Und eines ist natürlich auch klar und muss noch gesagt werden: Mit deiner Definition hast du das Gewicht auf das gelegt, was, soweit ich es überblicken kann, sträflich vernachlässigt wurde und noch wird. Von daher in seiner Ungewohntheit ein sehr nötiger Anstoss. Da hast du völlig recht und triffst einen wichtigen Punkt.

  5. shasta-cor 21. Februar 2013 / 22:06

    der Vergleich Hochzeit / Bekehrung & Ehe / Christsein ist genial. So bekommt Mission wieder ein ganz neues Gedankenspektrum. Danke.

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