Mossi, Mission, Migration

In einem früheren Post habe ich meinem Bedauern Ausdruck gegeben, dass Missionsgeschichte mehrheitlich männliche Individuen aus dem Westen im Blickfeld hat. Der Linguist Mahamadou Sawadogo aus Burkina Faso liefert ein schönes Beispiel einer anderen Geschichte (— und Burkina Faso interessiert mich ganz besonders, weil ich dort zwölf Jahre gelebt und in einem Sprachprojekt gearbeitet habe):

Sawadogo untersucht die Bedeutung, welche die übersetzte Bibel bei den Mossi hatte. Er attestiert ihr immense Wichtigkeit, insbesondere als Beitrag zur Mündigkeit der jungen Gemeinden, aber auch als wirtschaftlicher Faktor. Bezüglich der Bibel auf Mooré (der Sprache der Mossi) soll man gehört haben: “Von nun an haben wir eine ganze Bibelschule in unseren Händen.”

Die Burkinabè allgemein und die Mossi im besonderen sind für ihre Migration bekannt. Viele mach(t)en sich aus ökonomischen Gründen auf in Richtung der südlich gelegenen Elfenbeinküste. Ihre “transportable Bibelschule” spielte an ihrem neuen Wohnort eine entscheidende Rolle bei der Gründung neuer Gemeindezellen und deren (quantitativem wie qualitativem) Wachstum (Sawadogo nennt beispielhaft etliche Dörfer in der Elfenbeinküste, wo es von Mossi-Migranten gegründete Gemeinden gibt). Ohne die ökonomische Not hinter dieser Migration minimieren zu wollen vergleicht Sawadogo diese Wanderbewegung mit dem, was die Verfolgung bei der urchristlichen Gemeinde ausgelöst hat: eine indigene, von Gott selber ausgelöste Missionsbewegung, die wesentlich von Laien geprägt und getragen wurde. Die Bibel in der Muttersprache spielte dabei eine zentrale Rolle. – Sawadogo schlussfolgert:

Es erweist sich also als notwendig (“nécessaire”), dass jedes Volk … die Bibel in seiner eigenen Sprache zur Verfügung hat, um so Zugang zu haben zum ewigen und verändernden Wort Gottes.

[IC/MK]

Ein Gedanke zu “Mossi, Mission, Migration

  1. Moser Franziska 29. September 2009 / 14:57

    Ein sehr interessanter Kommentar. Solche Geschichten sind tatsächlich kaum bekannt. Warum? Ich vermute, weil dabei kein charismatischer Held die Hauptrolle spielt. Es ist in dem Zusammenhang bedenkenswert, dass die einzigen beiden bei uns halbwegs bekannten afrikanischen Missionsbewegungen von charismatischen Männern angeführt wurden: Dem Propheten Harris in Liberia und Simon Kimbangu in Zentralafrika.

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