Gott ist tot!

Weiter im Buch von Mark Sayers, The Trouble with Paris (1. Artikel dazu):

Sayers gibt weitere Merkmale der Hyperrealität:

  • Meine Handlungen haben keine Folgen (Sayers weist darauf hin, wie die HeldInnen in angesagten Filmen in keiner Weise mit den Konsequenzen ihrer Handlungen zu leben haben; selbst nach haarsträubenden Kämpfen sind sie innert Kürze wieder frisch und munter; freizügiger Sex zeugt weder Kinder noch riskiert man AIDS).
  • Wir basieren unsere Identität auf dem, was wir konsumieren (daher auch der Markenkult). Sayers fragt: „Wer sind wir, wenn wir nicht kaufen, besitzen oder erfahren? Manche erleben eine Identitätskrise, wenn die Rückmeldungen aus der Kultur des Hyperkonsums fehlen“ (S. 83)
  • Alles, was mir die Lust am Leben vermiesen will (Arbeit, Schmerz, Schmutz, …) muss aus meinem Leben verschwinden. Es blockiert meinen Zugang zu Glück. „Die hyperreale Welt hat keine Antwort zum Problem des Schmerzes“ (S. 84).
  • Letztendlich wird das Thema Tod aus dem Bewusstsein verdrängt (als Gegentrend kommen die Grufties u.ä.).

Diese und andere Charakteristika weisen darauf hin (und haben ihre Ursache darin), dass Gott irrelevant geworden ist. Es folgt: „Die Person, welche Gott [God] verliert, macht einen Götzen [god] aus sich selber. Auf diese Weise wird der Mensch ein stolzer aber unglücklicher Mini-Gott [mini-god]“ (S.90).

In Kapitel 8 beschreibt Sayers, wie die hyperreale Welt unseren Glauben vermindert:

Da ist zunächst einmal die Illusion, ich könne mein Leben im Griff haben. Hyperrealität gauckelt mir einen scheinbar gangbaren Weg zum erfüllten Leben vor. Von Weitem sieht dieser Weg attraktiv und schön aus, bei genauerem Hinschauen entpuppt er sich jedoch als grosse Täuschung. — Mit dieser Illusion lockt uns die Hyperrealität davon weg, uns Gott anzuvertrauen und ihn sorgen zu lassen.

Dann präsentiert uns die Hyperrealität Idole, denen wir nacheifern und die wir verehren. An anderer Stelle weist Sayers darauf hin, wie viel Verzicht teils geleistet wird und wie viel Anstrengung man auf sich nimmt, um die angestrebten Ziele zu erreichen: Abmagerungskuren, Schönheitsoperationen, Fitnesstraining, finanzielle Verschuldungen etc.

Verbindlicher Massstab für mein Leben, meine Hoffnung, meine Träume wird das, was mir die Hyperrealität täglich und multimedial eintrichtert. Gott und seine Heilsabsichten, die meist nur mit zarter Stimme reden und locken, stehen auf verlorenem Posten…

[MS-TWP]

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